Der weltgrößte Prothesenhersteller Ottobock steht vor einem entscheidenden Schritt: Am 9. Oktober 2025 will das Traditionsunternehmen aus Duderstadt an die Frankfurter Börse gehen. Mit einer geplanten Bewertung von bis zu 4,2 Milliarden Euro ist der Börsengang einer der bedeutendsten in Deutschland in diesem Jahr. Doch trotz der Euphorie rund um das IPO gibt es auch kritische Stimmen.
Ottobock mit klaren IPO-Plänen
Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, sollen die Aktien in einer Preisspanne von 62 bis 66 Euro angeboten werden. Insgesamt könnte der Emissionserlös zwischen 766 und 808 Millionen Euro liegen. Rund 100 Millionen Euro davon fließen direkt in die Kassen von Ottobock über eine Kapitalerhöhung.
Ein starkes Signal kommt von Ankerinvestoren: Der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne will Aktien im Wert von 125 Millionen Euro erwerben. Zusätzlich beteiligt sich ein Fonds des US-Vermögensverwalters Capital Group mit 115 Millionen Euro. Damit sind zwei starke Partner an Bord, die Vertrauen in die Zukunft von Ottobock zeigen.
Bewertung sorgt für Diskussionen
Während der IPO zweifellos ein Meilenstein ist, äußern Experten Zweifel an der Höhe der Bewertung. Ursprünglich war über Summen von bis zu sechs Milliarden Euro spekuliert worden. Nun liegt die geplante Marktkapitalisierung bei maximal 4,2 Milliarden Euro, was dennoch als ambitioniert gilt.
Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erklärte, die Bewertung biete nur wenig Potenzial für kurzfristige Kurssteigerungen. Auch Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sieht die Preisvorstellungen von Ottobock kritisch und spricht von einem oberen Rand dessen, was Investoren bereit seien zu zahlen.
Marktumfeld für Ottobock
Der Börsengang von Ottobock fällt in eine Phase, in der Anleger in Deutschland nach langer Durststrecke wieder verstärkt auf neue IPOs blicken. Frankfurt hofft, dass der Börsengang des Prothesenherstellers den Finanzplatz international sichtbarer macht.
Allerdings ist das Umfeld herausfordernd: Hohe Zinsen, geopolitische Unsicherheiten und schwankende Kapitalmärkte machen es Unternehmen schwer, optimistische Bewertungen am Markt durchzusetzen. In diesem Spannungsfeld muss sich Ottobock behaupten.
Chancen für Anleger
Trotz der kritischen Stimmen bietet das IPO von Ottobock interessante Perspektiven. Das Unternehmen ist global führend im Bereich Prothetik und unterstützt seit Jahrzehnten Spitzensportler, Rehabilitationspatienten und Menschen mit Handicap durch Hightech-Lösungen.
Die Nachfrage nach Prothesen und orthopädischen Hilfsmitteln steigt weltweit. Gründe sind sowohl die demografische Entwicklung als auch das steigende Bewusstsein für Inklusion und Mobilität. Damit könnte Ottobock von langfristigen Wachstumstrends profitieren, die das Unternehmen unabhängiger von kurzfristigen Marktschwankungen machen.
Risiken für Investoren
Auf der anderen Seite bleibt die Bewertung ein Unsicherheitsfaktor. Anleger, die auf kurzfristige Kursgewinne setzen, könnten enttäuscht werden, wenn die Aktie von Ottobock nur wenig Spielraum nach oben hat. Zudem ist der Gesundheitssektor zwar stabil, doch hohe Kosten für Forschung, Entwicklung und internationale Expansion könnten auf die Margen drücken.
Ein weiteres Risiko ist die vergleichsweise geringe Streuung: Nur rund 19 Prozent der Aktien werden frei handelbar sein. Das könnte die Liquidität der Ottobock-Aktie einschränken und stärkere Kursschwankungen nach sich ziehen.
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